Leserstellungnahme zu den RZ Artikeln Nürburgring

Handeln ist angesagt!

 

In der Geschichte des Nürburgrings sind drei Zahlen maßgebend:

 

1927   Bau der Rennstrecke, um die Wirtschafts- und Infrastruktur in   

            der Eifel voranzubringen.

1984   Bau der Grand-Prix-Strecke, um die Formel I an den Ring          

            zurückzuholen.

2008    Umsetzung des Projekts „Event- und Business-Centrum“,

            um ein wirtschaftliches Standbein aufzubauen unabhängig

            von der Formel I.

 

Jedes Mal war es ein Kraftakt, eine äußerste Anstrengung mit dem Ziel, der Region zu helfen. Jedes Mal ging eine kontroverse Beurteilung voraus. Jedes Mal sind bei vorurteilsfreier Betrachtung die Impulse für die Region mit Zahlen zu belegen.

Die Formel I ist ein Ereignis mit janusköpfigem Gesicht.

Sie ist das Zugpferd für die Weltmarke „Nürburgring“. Sie sorgt für Internationalität. Sie bringt enorm viel Kaufkraft in die Region. Und die andere Seite des Gesichts? Sie beschert der GmbH Verluste,

die das Eigenkapital in regelmäßigen Zeitabständen aufzehren.

Verluste, die entstehen, weil der Formel I-Veranstalter Monopolist ist. Und weil es weltweit mehr Rennstrecken gibt als Rennen.

In einer solchen Situation stellt sich die Frage: Hinnehmen oder handeln? Das Land, die Region, der Landkreis und die Nürburgring GmbH haben sich für das Handeln entschieden – genau so wie 1927 und 1984 gehandelt wurde.

Die Elemente des Projekts sind bekannt: Welcome Center, Boulevard, Hotel, Motorsport-Feriendorf, Indoor-Themenpark in interaktiver Form, Veranstaltungs-Arena und das Ferienhaus-Resort bei der Gemeinde Drees. Alle diese Elemente zielen auf die 28 Millionen Menschen und ihr Freizeitverhalten und ihre Kaufkraft im Radius von zwei Autostunden um den Nürburgring. Und zwar völlig unabhängig davon, ob diese Menschen eng mit dem Motorsport verbunden sind oder nicht.

Keine Frage, es ist ein ehrgeiziger Plan. Keine Frage, die einzelnen Elemente dieses Plans sind ambitioniert. Keine Frage, der Invest ist vom Volumen her ungewöhnlich – genau so wie 1927 und 1984.

Und nun fällt diese Investition in die Zeit einer auslaufenden Hochkonjunktur mit explodierenden Baustoff-Preisen und unmittelbar darauf  in die Zeit einer beispiellosen Finanz- und Bankenkrise. Erst der leer gefegte Markt beim Baustahl. Dann die Rücknahme einer Kreditzusage. Und zusätzlich der Zeitdruck mit Blick auf den 09. bis 12. Juli 2009 Formel I am Ring.

Wie wurde reagiert? Wie wurde gegengesteuert?

Die Finanzierung wurde sichergestellt.

Die Verteuerung beim Baustahl und die Verteuerung durch den zwingend notwendigen Drei-Schicht-Betrieb wurden aufgefangen.

Fazit: Am Nürburgring gab es keinen Tag Baustopp. Zum Nutzen der Arbeitnehmer, zum Nutzen der Unternehmen, zum Nutzen des Projekts und zum Nutzen der Region. Und genau das macht den Unterschied aus zu vielen großen Projekten in aller Welt, ob in den chinesischen Metropolen, in Moskau oder in den Emiraten. Dort ragen Baukräne tot in den Himmel, Baustellen sind verwaist. Hier am Nürburgring geht es zielgerichtet weiter.

Anstatt wegzuschauen und auf den Baustopp zu warten, hat das Land hingeschaut und Unternehmergeist gezeigt. Niemand muss sich für entschlossenes, zielgerichtetes Handeln entschuldigen.

Im Englischen gibt es dafür ein anschauliches Wort: „No excuses, just results!“

Ich bin gewiss, dass die Region dieses Engagement des Landes und der GmbH anerkennt und unterstützt, wie sie dies in der Vergangenheit auch getan hat, unabhängig von der einen oder anderen Einschätzung im Einzelnen.

Nicht nur am Nürburgring, aber auch dort legt sich die Landesregierung für den Norden von Rheinland-Pfalz mächtig ins Zeug. Die Stichworte sind Universität Koblenz, Schloss Engers, Fachhochschule Remagen, Flughafen Hahn, Landesgartenschau Bingen, Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Bundesgartenschau Koblenz, ICE-Bahnhof Montabaur, Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal und Weltkulturerbe Limes.

 

Ja, wer handelt, ist angreifbar.

Aber wer nicht handelt, ist fehl am Platz.

 

Bernd Lang, Bad Breisig, Mitglied des Landtags Rheinland-Pfalz (SPD)


 

 

09. Februar 2009

 

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